Little House, 2000, wood, paint, textiles, 1,75  x 3 x 2,5 m, installation view, Diplom HfbK Hamburg. This house was planned and build in collaboration with Peder K. Bugge.

How can someone with no home be homesick…?

Deke Rivers (Elvis Presley) in Loving you 1957

All photos are taken from my old portfolio which I saved as illustrator files almost 20 years ago.

Stamp print on curtain, installation view

Aus einem Gespräch mit Melusine Eichhorn und Dania Burger, Anfang 2000

Melusine: Die erste Frage, die ich dir stellen möchte ist, wenn du an Räume denkst, wie sehen sie aus, und was bedeuten sie für dich?

Dania: Zu allererst ist mein Körper mein Raum, alles was ich brauche um zu leben, befindet sich in diesem Raum, begrenzt durch meine Haut. Dann denke ich an mein Schlafzimmer, dann an meine Wohnung, dann an Norwegen usw. Ich versuche diese Räume so angenehm wie möglich zu gestalten, ich wünsche sie mir frei, angenehm und auch sicher. Raum bedeutet Freiheit für mich.
Früher waren Räume etwas beängstigendes und bedrückendes für mich. Selbst mein Kinderzimmer diente nur als Schutzraum, mein Körper fand dort Zuflucht, aber ich fühlte mich dort nie geborgen, sicher, oder frei.

M: Wenn du daran denkst, wo du gerne eine Installation machen würdest, was wären das für Räume, gibt es Räume, wo du spontan etwas machen möchtest?

D: Es gibt diese Räume, sie sind dann allerdings nicht angenehm….die Räume, auf die ich treffe und welche mich zu einer Arbeit inspirieren, sind Räume, in denen ich mich nicht wohlfühle und die mich an etwas erinnern. Was aus ihnen wird, hat immer mit meiner momentanen Situation, oder mit dem Thema, an dem ich gerade arbeite zu tun, ich schaffe für meinen inneren Zustand einen äusseren Raum, es kann passieren, dass dieser Raum von Anderen als absolut langweilig empfunden wird, oder als unklar und chaotisch.
Dies entspricht dann genau meiner Stimmung.
Ich beginne sehr unbewusst, das heisst, ich fange an zu sammlen und konstruieren.
Durch die Auswahl oder Nicht-Auswahl meiner Materialien verstehe ich mehr und mehr über die Thematik des jeweiligen Moments, mir werden Zusammenhänge bewusst, dieses Verstehen findest dann wiederum Ausdruck in meiner Arbeit.

M: Wenn du einen Raum erfinden würdest, wie würde er aussehen?

D: Er hätte keine Wände, die starr und fix sind, deshalb arbeite ich ja auch oft mit Stoffen, es sind schon schützende und auch abgrenzende Wände, aber nicht fest und rigide sondern offen und durchlässig und oft auch transparent. Es geht aber auch darum, einen Raum abzustecken, zu markieren, dadurch setze ich auch Grenzen.
Norwegen ist auch ein Raum, den ich mir selbst gesucht habe, ich finde dort Strukturen, die es mir ermöglichen mein Leben so zu gestalten und herzustellen wie ich es mir wünsche.

M: Sind diese Räume für dich eine Art Heim?

D: Sie sind eine Art Spielplatz. Ich erinnere mich an den Abenteuerspielplatz in meiner Nachbarschaft oder an meine Legosteine. Ich wollte immer ein Haus bauen, es war ganz klar der Ausdruck meiner Sehnsucht nach einem Heim, aber immer fehlte irgendetwas, die passenden Bretter oder Steine, um es richtig stabil und schön zu bauen.
In meiner Arbeit geht es darum auch oft um Ent-täuschung. Das norwegische Holzhaus in meiner letzten Arbeit steht für das, was ich niemals hatte und niemals haben werde. Dadurch das ich anerkenne, dass immer irgendetwas mangelt, entsteht Freiheit und in dieser versuche ich mich Daheim zu fühlen.

M: Ein weiter wichtiger Teil deiner Arbeit ist die Zeichnung.
Wie stark empfindest du die Wechselwirkungen zwischen deinen Raumarbeiten und deinen Zeichnungen?

D: Ich empfinde meine Zeichnungen als etwas Eigenständiges, keinesfalls in untergeordneter Abhängigkeit zu meinen Raumarbeiten. Das, was in meinen Zeichnungen passiert, lässt sich auch nicht auf meine Installationen übertragen, sie können Teil meiner Installationen sein, oder auch als völlig unabhängige Arbeiten an den Wänden hängen.

M: Verstehst du die Rolle des Blatt Papiers als Ausschnitt aus einem unendlichen Raum, oder als ein durch Kanten fest begrenztes Territorium?

D: Ich verstehe es als begrenzt und ausdrücklich als Fläche. Das Papier ist für mich Oberfläche, die Beschaffenheit des Papiers ist wichtig.
Ich zeichne ausschliesslich auf Büttenpapier, das ist sehr weich und nachgiebig. Ich kann mit dem Kugelschreiber oder dem Filzstift tief in das Papier eindringen und trotzdem spüre ich den Widerstand, das schafft Distanz.

M: Zeichnest du in Schüben oder läuft das Zeichnen kontinuierlich neben deiner übrigen Tätigkeit her?

D: Das ist unterschiedlich, machmal möchte ich mich nicht bewegen, nur am Tisch sitzen und mich auf diese kleine überschaubare Fläche konzentrieren. Die einzelne Zeichnung ist dabei immer das Ergebnis eines in sich abgeschlossenen und hochkonzentrierten Vorgangs. Dieser Zustand kann Monate andauern, da jede einzelne meiner Zeichnungen sehr lange Zeit benötigt. Jede Sekunde, die ich zeichne, ist für mich absolute Befriedigung und wenn ich zeichne, bin ich absolut entspannt. Meine Installationen entstehen ganz anders.
Wenn ich an einer Raumarbeit arbeite, zeichne ich nie nebenbei. Rauminstallationen sind für mich schwere Arbeit und ich bin sehr angespannt und vermeide jede Überschaubarkeit. Genau darin liegt auch die Spannung. Reflexion und Reaktion sind zentrale Punkte in meinen Installationen. Wenn ich beginne, weiss ich überhaupt noch nicht wie der Raum am Ende aussehen wird und selbst wenn ich am vermeintlichen Ende angelangt bin, ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen, ich greife Teile daraus in meiner nächsten Arbeit wieder auf und bringe sie in einen neuen und damit anderen Kontext.

M: In deinen Zeichnungen sieht man ornamentale Anordungen, oft sieht man organische Formen und Blumen die du zu eigenwilligen Ornamenten zusammenfügst. Woher stammt das Interesse für das Ornament?

D: Ich liebe Ornamente, sie faszienieren mich.
Ich muss in jeden hübsch gekachelten Hausflur hineingehen und fast jede Ornamentik um mich herum fällt mir auf. Mich interessiert die Sehnsucht, die dem Ornament zu Grunde liegt.
Ornamente sind Ordung, Sicherheit, und sie sind Schmuck, d.h, sie wollen schön sein.
Meine Ornamente entstehen ganz automatisch, ich gestalte meine eigene Ordung und ich habe das Gefühl je öfter ich sie wiederhole, desto mehr verstehe ich von ihnen. Ich tauche ganz ein in meine Zeichnung, es ist der höchste Grad an Konzentration, den ich erreiche, es ist Meditation.
Daher kommt auch mein Interesse für Organe und Knochen. In meinem Körper, also meinem Innenraum, sind Dinge passiert, die ich nicht verstanden habe und über die ich keine Kontrolle hatte. Das hat mir unglaublich Angst gemacht. Dadurch, dass ich immer wieder Leber, Nieren und Herzen gezeichnet habe und sie immer wieder anders angeordnet habe, hatte ich das Gefühl, dem, was ich nicht verstehe, näher zu kommen und damit verschwand nach und nach die Angst. Existenzielles zeichnen. Das hat mich befriedigt, so dass dadurch schöne Zeichnungen entstanden sind. Wenn ich zeichne, bin ich glücklich.

M: Von einer deiner ornamentalen Zeichnungen hast du einen Stempel hergestellt.
Was war der Gedanke dahinter?

D: Ich wollte einfach die Ornamentproduktion rationalisieren und erweitern. Mit dem Stempel war es plötzlich möglich, auf Wände und Stoffe zu drucken. Die hohe Konzentration, die ich in meinen Zeichnungen erreiche, wurde aber dadurch nicht transportiert und ich erkannte, dass es mir nicht um die Wiederholung des Musters geht, sondern um die Wiederholung des zeichnerischen Vorgangs. Mittlerweile benutze ich den Stempel, um zu markieren und Gegenständen einen Wert aufzustempeln, so wie man eine Urkunde bestempelt oder einen Raum kennzeichnet.

Hirnblomst, 2000, ball pen and felt pen on water color paper, 48 x 64 cm

Beckenblomst, 2000, ball pen and felt pen on water color paper, 48 x 64 cm

Respectblomst, 2000, ball pen and felt pen on water color paper, 48 x 64 cm

Pederblomst, 2000, ball pen and felt pen on water color paper, 48 x 64 cm

Installation view

Installation view

Children playhouse made from wood, organ shaped cushions, made from textiles with stamp print

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